Mittwoch, 28. Juni 2006

DANKE. Aber die Arbeit geht weiter!

Gerade jetzt, wenige Tage nach der 58. Jahrestagung der IWC, kommt sehr viel Arbeit auf uns zu, um eine Verschlimmerung der Situation für Wale – durch das Kippen der Stimmenmehrheit innerhalb der IWC – zu verhindern.

Die Reaktion vieler Menschen – von Ihnen ! - war bisher umwerfend:

Innerhalb weniger Stunden reagierten Hunderte Menschen auf das Abstimmverhalten Dänemarks und protestierten bei der dänischen Regierung gegen deren Unterstützung der so genannten St. Kitts Deklaration. Mittlerweile sind es Tausende.

Die WDCS hat in zahlreichen Ländern, um persönliche Gespräche mit der jeweiligen Botschaft Dänemarks angesucht. Ich werde Sie über den Ausgang informieren.

Da dies jedoch mein letzter Eintrag in dem diesjährigen IWC-Weblog sein wird, teile ich Ihnen mit, dass Sie die jeweils aktuellen Informationen auf unseren Seiten www.wdcs-de.org und www.walfang.org in Erfahrung bringen und Sie sich dort informieren können.

Rascher und aktueller ist aber, wenn Sie sich einfach in unserem Newsletter eintragen. Sie erhalten aktuelle Informationen über die Arbeit der WDCS, erfahren als erstes über aktuelle Kampagnen und wie Sie uns helfen können. Klicken Sie hier ...

An dieser Stelle möchte ich mich bei Ihnen für Ihr Interesse und vor allem Ihre Unterstützung bedanken. Auch bedanke ich mich bei den vielen WDCS-KollegInnen, die mir während der Tagung geholfen haben, Sie rasch zu informieren und insbesondere bei Sigrid Lüber, OceanCare, Sandra Altherr, ProWildlife, und Steffi Werner, Greenpeace, für die gute Zusammenarbeit im Vorfeld und während der Tagung.

Und bitte vergessen Sie nicht, dass wir und unsere zahlreichen internationalen KollegInnen nur dann effizient unsere Arbeit machen können, wenn die finanziellen Mittel auch vorhanden sind. Walfleischanalysen, um z.B. aufzudecken, ob illegale getötete Tiere am japanischen Markt veräußert werden, sind teuer. Wir sind unabhängig und lassen uns von keiner Regierung unter Druck setzen. Wir sind das Sprachrohr jener, die Wale und Delfine schützen wollen. Jede Spende ist Auftrag und Verantwortung zu gleich. Und unsere Erfolge sind Zeugnis effizienter Mittelverwendung.

Helfen Sie uns weiterhin, Walen und Delfinen weltweit eine Stimme zu verleihen.

Ihr

Nicolas Entrup
WDCS

Mittwoch, 21. Juni 2006

Nachtrag

Entgegen meiner gestrigen Annahme, die auf der Aussage eines Delegierten basierte, mussten die AktivistInnen von Greenpeace über Nacht in Polizeigewahrsam in St. Kitts verbringen. Delegierte der Auswärtigen Ämter von Brasilien, Argentinien, Niederlande und Deutschland bemühten sich intensiv, die AktivistInnen vorzeitig frei zu bekommen. Heute, am ersten Tag nach der Konferenz, soll um 9.00 Uhr eine Anhörung stattfinden und danach die Freilassung stattfinden. Viele Informationen liegen mir nicht vor, nur so viel, dass die AktivistInnen aus den genannten Ländern stammen.

Die deutsche Greenpeace Aktivistin Steffi Werner ist ebenfalls darunter. Steffi hatte vor einigen Monaten bei einer Kooperation zwischen WDCS und Greenpeace an einer Expedition für die WDCS auf einem GP-Schiff teilgenommen und danach eine Stelle bei GP angenommen. Sie ist überaus engagiert und ich hoffe, dass sie und ihre KollegInnen rasch wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Das ganze hier ist eine weitere Schikane der örtlichen Behörden, die es anscheinend nicht ertragen, dass Menschen ihre Meinung frei äußern und friedliche Proteste durchführen.

Dienstag, 20. Juni 2006

Tag 5: der Vorhang fällt.

Der Antrag der Regierung von St. Kitts & Nevis um einen zusätzlichen finanziellen Beitrag für die Deckung der Kosten der diesjährigen Konferenz von etwa 380.000 Pfund (in diesem Sinne korrigiere ich meinen zuvor getätigten Weblogeintrag in dem ich die Zahl 350.000 angeführt habe) wurde abgelehnt. Die Abstimmung endete 30 zu 30 bei vier Enthaltungen. Panama und Elfenbeinküste waren nicht im Raum und nahmen nicht an der Abstimmung teil.

Nach einer nicht enden wollenden Diskussion über zahlreiche administrative und finanzielle Belange, stellten die USA den nächsten Tagungsort für 2007 (27.5 – 31.5) vor: Ancourage, Alaska.

Mit der Festlegung des Gastgeberlandes der 60. Jahrestagung – Chile – folgte die letzte Diskussion des letzten Tages, nämlich die Bestimmung des Austragungsortes der 61. Jahrestagung im Jahr 2009. Entgegen den internationalen Gepflogenheiten, das Länder hier eventuelle Vorschläge abstimmen, um nicht eine Abstimmung zu erzwingen, bot sich Japan als alternatives Gastgeberland zu dem schon länger bekannten Antragsteller Portugal an.

Eine Entscheidung folgt nächstes Jahr.

Kurz vor Ende der Konferenz beschwert sich Gastgeber St. Kitts über eine Aktion, die Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace durchgeführt hat. Nachdem die Regierung in St. Kitts Greenpeace untersagt hatte, mit ihrem Schiff in nationale Gewässer einzudringen, wurde diese Weisung heute ignoriert und Aktivisten führten am Strand eine Aktion durch (Faktum: es handelte sich um einen friedlichen Protest!).
Aktivisten wurden verhaftet (Anm. die Botschaften bemühen sich um die rasche Freilassung der friedlichen Aktivisten und wir hoffen, dass deren persönliche Gesundheit nicht gefährdet wurde; unseren Informationen nach, werden die Aktivisten in den kommenden Minuten frei gelassen).

Als letzter Punkt wird der Vorsitzende der IWC – Henrik Fischer (Däne) – verabschiedet. Dieser tritt in den Ruhestand und hatte bei seiner Arbeit sicher keinen leichten Stand, um die Diskussionen während der Tagung zu leiten.
Dieser verweist in seiner Abschlussrede auf den enormen Druck und die Diskussion die gerade in der dänischen Öffentlichkeit geführt wird. In diesem Sinne bedanke ich mich bei allen, die unsere Protestaufrufe unterstützen und kann nur hinzufügen: bitte unterstützen Sie uns weiter, wir müssen den Druck aufrecht erhalten und noch verstärken. Wir sind es Walen einfach schuldig.

Ich bin am Ende und die Konferenz ist am Ende.

Ein bisschen Gossip …

Nach so einer langen und intensiven Konferenz, bei der einige tragische Momente passierten, wir aber auch Erfolge feiern konnten, möchte ich nur kurz auch ein paar Notizen anführen, die sich über die Tage hinweg ereigneten bzw. die einem den Tag versüßten oder die Suppe versalzten … (habe übrigens seit 2 Wochen keine Suppe gegessen).

Bis vor wenigen Tagen habe ich Toasts geliebt: nach 14 Tagen weiches (amerikanisches) Toastbrot mit Erdnussbutter, dieses meist im Stehen verschlingen und Kaffe hinterher schütten, um rasch loslaufen zu können, sehne ich mich nach einer deutschen Bäckerei.

Jogging: manche Menschen nehmen Gewichte in ihre Hände und gehen Laufen, um sich fit zu halten. Manche kaufen sich – was für einen gebürtigen Österreicher – wie Schistöcke aussehen - , Equipment um „nordic zu walken“, manche erinnern sich an die 80er Jahre und „walken like Egyptians“ (um auch hier die Sprache zu „verinternationalisieren“) und ich kreiere den „St. Kitts health run“ und patentiere diesen: man ziehe sich einen Anzug an – Voraussetzung 30 Grad + (Celsius natürlich, für alle Amerikaner, die sich in mein deutschsprachiges Weblog verirren), Schuhe mit schön harten Sohlen (die lockeren Sandalen sind schon weggelegt, nachdem sich die Striemen in die Haut gefressen haben) und läuft 14 Tage jeweils 1 Kilometer hin (zum Konferenzsaal) und diesen auch wieder zurück (zur Unterbringung). Um es lustig zu halten, vergisst man hin und wieder den Ausweis, um von den Sicherheitskräften durchgelassen zu werden, und ändert die Richtung des „health runs“, um einfach mehr Meter abzuspulen. Die Sportart bietet auch Abwechslung: manchmal fahren dann Taxis vorbei, mit Delegierten oder Aktivisten, die freundlich aus dem Taxi winken und ich mir denke „hmmm, wie wäre es mit mitnehmen“, aber die Hitze hinterlässt auch da Spuren…
Ob das lustige Spiel, bzw. die neue Sportart als Patent ein Erfolg wird … ich weiß es nicht. Aber für die nächste IWC-Tagung in Alaska fielen mir schon einige lustige Sachen ein.

Marriott: der Konferenzort. Wie ein amerikanischer Wissenschaftler formuliert hat „5 Star Hotel, 3 Star Service, 8 star prices“ (okay, ich bleibe bei Toast mit Erdnussbutter).

Benin: nachdem Belize jahrelang mit den Walfangstaaten gestimmt hat, kommt es zum Highlight bei der ersten Abstimmung zur Tagesordnung: Belize: NO (gegen Japan). Benin: NO … raunen im Saal…. “oh, sorry, I mean YES“ (na ja, man muss halt schon aufpassen beim Abstimmen, gibt ja immerhin 3 Möglichkeiten…!).

St. Kitts & Nevis Deklaration: diese besagt, dass die IWC funktionsunfähig ist. Interessant, dass die Marshall Inseln und Kambodscha, die der IWC in den vergangenen Wochen beigetreten sind, dieser Deklaration zustimmen. Wie kann man wo beitreten, wenn man das Gremium als funktionsunfähig betrachtet?

Kopfhörer: betrifft jene, die für Übersetzungen (Französisch – Englisch, japanisch – Englisch) verteilt werden. Gibt man diese nicht zurück, sind 150 US$ zu bezahlen (da bekomme ich 50 neue von den Plastikdingern). Ich hoffe Flugreiseunternehmen kommen nicht auf die gleiche Idee…

Busfahrt: auf der Rückfahrt von einem Empfang, saß ich mit einigen Inuit (Ethnien in der arktischen Region) aus Alaska im Bus. Konnte mich mit einer sehr netten Dame unterhalten. Ich war interessiert, warum die Inuit keinen öffentlichen Protest gegen die japanische Regierung vortragen, da Japan bereits 2002 versucht hat, die USA (als Vertreter der Inuit Gemeinden in Alaska) zu erpressen. Damals verweigerte Japan die Zustimmung einer Grönlandwalfangquote für die Inuit in Alaska, weil man eben von den USA ebenfalls Zugeständnisse haben wollte. Leider war es mir 30 Minuten (Busfahrt) nicht möglich, eine Antwort zu erhalten. Es war trotzdem eine sehr nette Unterhaltung, aber doch irgendwie schade …

Persönliches Highlight: die brasilianische Delegation überreichte mir ein Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft, dass sie nun 3 Weltmeisterschaften hindurch als Glücksbringer hatten. Muss gestehen, ein schöner Moment für einen Fan und Kompliment für unsere Arbeit! Danke! Freue mich auf den 22. Juni: Brasilien gegen Japan! (das erste Spiel, das ich mir dann ansehen kann!)


Nicolas Entrup

Die letzte Runde

Heute, 20. Juni 2006, ist der letzte Tag der 58. Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC). Im Wesentlichen erwarten wir noch zwei größere Diskussionspunkte.

A) Die Regierung von St. Kitts hat beantragt, weitere ca. 350.000 Pfund Zuschuss für die Abhaltung der diesjährigen Konferenz von der IWC zu erhalten. Zahlreiche Staaten sind verständlicherweise empört.

B) Austragungsort der 61. Jahrestagung der IWC. Die nächste (59) Konferenz findet im Mai/Juni 2007 in Alaska/USA, die übernächste (60) 2008 in Chile statt. Für die Abhaltung der 61. Jahrestagung hat sich Portugal angeboten. Diplomatischen Gepflogenheiten entgegen hat sich nun Japan, das bereits 2002 Gastgeber der IWC-Tagung war, erneut als alternativer Veranstaltungsort angeboten und wird, davon gehe ich aus, eine Abstimmung provozieren. Nicht einmal in dieser Frage ist die japanische Regierung in der Lage, internationale „Spielregeln“ zu akzeptieren.

Ich bin froh, wenn das hier vorüber ist.

Nicolas Entrup

Montag, 19. Juni 2006

Teil 4 - Tag 4: Waltötungsmethoden

Tagesordnungspunkt: Tierschutzaspekte und Waltötungsmethoden

Sorry, auch diesmal kann ich nur einen Kurzkommentar verfassen. Tempo ist noch hoch, auch wenn viele hier bereits denken, dass die Konferenz gelaufen ist.

Die Diskussion über Waltötungsmethoden ist für die WhaleWatch Koalition, einer Koalition zahlreicher NGOs an der auch die WDCS beteiligt ist, von großer Bedeutung. Im Vorfeld der Plenarwoche wurde ein zweieinhalb Tage dauernder Workshop abgehalten, der sich mit dieser Thematik im Detail auseinandersetzte.
Während viele Pro-Walfangstaaten den Workshop als überflüssig und nicht produktiv versuchten abzutun, verwies z.B. Österreich auf die Tatsache, dass während des Workshops alleine 25 sachliche Arbeitsdokumente präsentiert und diskutiert wurden.

Die während des Workshops herausgearbeiteten Empfehlungen haben jedoch nur Bedeutung, wenn die Walfangstaaten vollständiges Datenmaterial zur Verfügung stellen, um die Effizienz der Empfehlungen nach einem gewissen Zeitraum auch evaluieren zu können. Es wurde angemerkt, dass insbesondere die indigenen Völker Russlands sich sehr bemühen, Datenmaterial zu liefern, während Japan kaum Datenmaterial übermittelt. Japan versagt vor allem bei der Frage der Tötungsdauer der sehr großen Wale (Finnwale, Pottwale, Brydewale und Seiwale), da es kein Interesse hat, diesbezüglich Daten vorzulegen. Viele Artenschutzorganisationen vermuten, dass das mit der Tatsache zusammen hängt, dass Japan ähnliche Waffen für die Tötung von Zwergwalen wie auch für die Tötung der um das x-fache größerer Arten verwendet.
Norwegen hat nicht mehr auf jedem Schiff nationale Beobachter und nimmt keine entsprechenden Daten mehr auf.

Dänemark hatte auch während dieser Debatte keinen produktiven Beitrag zu machen und kritisierte lediglich einen Mitgliedsstaat, der sich weigert, Waffenzubehör zu liefern, die für die Herstellung bestimmter Waltötungswaffen notwendig sind.

Schweden erinnert Japan daran, das es doch Normalisierung innerhalb der IWC möchte und somit sollten sie auch Daten über Tötungsdauer von Walen innerhalb des wissenschaftlichen Walfangs zur Verfügung stellen, da alles andere kontra produktiv und eine weitere Provokation wäre.

Weitere Informationen zu der Thematik erhalten Sie unter: www.whalewatch.org

Teil 3 – Tag 4:

Russland fordert die Kommission auf, dass sämtliche Unterstellungen unterlassen werden, die Russland beschuldigen, dass Daten aus der sowjetischen Walfangzeit gefälscht und manipuliert wurden (Anm. die Diskussion bezieht sich auf die Tatsache, dass ursprünglich weit weniger Fangzahlen angegeben wurden, als tatsächlich gefunden wurden; die Daten wurden später verifiziert).

Japan hat ähnliche Forderung.

Tagesordnungspunkt: Erhaltungsausschuss (Conservation Committee)

Vorsitzender des Erhaltungsausschusses: trägt eine Zusammenfassung der Diskussion im Erhaltungsausschuss vor.

Leider ereilt mich auch hier wieder das Schicksal, dass ich mich einer Situation widmen muss, die sich sozusagen „hinter den Kulissen“ abspielt. Somit erfolgt gerade bei diesem wichtigen Thema keine entsprechende Zusammenfassung.

In kurzen Worten sei gesagt, dass der Erhaltungsausschuss sich inhaltlich vor allem zwei Themen widmete:

Die Situation der so genannten „stinky“ Grauwale. Die Thematik kam auf, als Russland von Grauwalen berichtet, die anscheinend auf Grund ihres Geruchs für indigene Völker in Chukotka nicht für den Konsum geeignet sind. Die USA und Russland werden im kommenden Jahr ausführlich über erste Forschungsschwerpunkte berichten.

Das zweite Thema war „Ausmaß von Schiffskollisionen mit Cetacea“. Belgien trug einen umfassenden Bericht zusammen, zahlreiche Dokumente wurden auch bereits im Wissenschaftsausschuss diskutiert. Das Dokument Belgiens enthält auch zahlreiche Empfehlungen, die angenommen wurden. Einen wichtigen Beitrag zu der Diskussion leistete ein ACCOBAMS-Workshop, der im November 2005 zu der Thematik abgehalten wurde und die Problematik „Schiffskollisionen“ im Mittelmeer ausführlich diskutierte. Die Arbeit wird fortgesetzt und zahlreiche Empfehlungen abgegeben, darunter eine verstärkte Kooperation mit IMO.

Grundsätzlich wird eine Kooperation mit der Bonner Konvention (Convention on Migratory Species – www.cms.int) gesucht. Eine entsprechende Resolution (8.22) wurde bei der Vertragsstaatenkonferenz der Bonner Konvention vergangenes Jahr angenommen. Die beiden Sekretariate (IWC und CMS) werden sich im Herbst 2006 treffen, um eine weitere Vorgehensweise zu besprechen.

Einige Staaten, darunter Japan und Island, waren mit der Einrichtung des Erhaltungsausschusses (Resolution bei der IWC Tagung in Deutschland 2003) nicht einverstanden und werden auch in Hinkunft nicht an der Arbeit dieses Ausschusses teilnehmen.

Tagesordnungspunkt: Verstöße gegen IWC Bestimmungen

Siehe Erhaltungsausschuss.

Tagesordnungspunkt 3: Störung wissenschaftlicher Walfangaktivitäten

Japan beantragte diesen Tagesordnungspunkt.

Dieser bezieht sich darauf, dass Aktivisten der unabhängigen Umweltorganisation Greenpeace und Sea Shepard mit einem Schiff in den Wintermonaten gegen die wissenschaftlichen Walfangaktivitäten protestiert hat. Japan kann Aktivitäten nicht akzeptieren, die die menschliche Sicherheit gefährden. Es war ein Wunder, dass es keine Verletzungen gegeben hat. Japan verweist darauf, dass Sea Shepard schon von der Teilnahme an der IWC ausgeschlossen wurde.

Medien berichteten, dass das japanische Schiff das Schiff der Aktivisten gerammt hat, jedoch war es genau anders herum (Anm. ich verweise auf das Videomaterial; Greenpeace hatte den Vorfall dokumentiert und jeder kann sich ein unabhängiges Bild machen). Beide Seiten gefährdet, jedoch waren die Aktivisten Auslöser des Konfliktes.

Weil Japan weitere Aktivitäten gegen die Aktivisten prüft, werden keine weiteren Daten vorgelegt.

Japan hat eine Resolution vorbereitet und zahlreiche Staaten diesbezüglich konsultiert. Die USA hatten sich bereit erklärt, eine einheitliche Resolution zu entwerfen, die einen Konsens erreichen soll. Japan hofft auf einheitliche Zustimmung.

USA: trägt Resolutionstext vor.

Niederlande: Japan keinen offiziellen Protest basierend auf dem internationalen Seerecht eingelegt. Das Videomaterial beider Seiten lässt keinen eindeutigen Schluss über den Hergang des Vorgangs zu. Verweist darauf, dass sich alle Schiffe, die unter niederländischer Flagge unterwegs sind, sich an die internationalen Richtlinien und Bestimmungen halten.

St. Kitts: fordert erneut die Niederlande heraus.

Niederlande: verweist auf die Stellungnahme und dass die Frage bereits beantwortet wurde.

Indien: verweist auf die Unterstützung gegenüber jeder Form des friedlichen Protestes (Anm. die Tradition von Mahatma Gandhi)

St. Kitts: greift nochmals Niederlande an.

UK: unterbricht die Diskussion. Die IWC ist kein Gericht, Greenpeace kann sich nicht verteidigen, entsprechend muss eine solche Diskussion in einem anderen Gremium fortgesetzt werden.

St. Kitts: greift Frage nochmals an und würde den Konsens zu dieser Resolution nicht unterstützen.

Vorsitzender: erreicht Konsens. Kommt zu keiner Abstimmung, einstimmige Zustimmung.

Die Resolution sieht vor, dass die Kommission und alle Mitgliedsstaaten keine Aktivitäten gut heißt, die die Gesundheit von Menschen gefährdet oder mit den Aktivitäten am Meer in Zusammenhang stehendem Eigentum beschädigt.

Chinesischer Flussdelfin ausgestorben?

Tagesordnungspunkt: Kleinwale

(Anm. jener Diskussionspunkt, den Japan von der Agenda streichen lassen wollte).

Zusammenfassung des Vorsitzenden des Wissenschaftsausschusses:

Erhebung des Status von Kleinwalen in der Karibik. Sorge über direkte Tötungen, Fänge für Delfinarien und andere Faktoren, wie Fischerei und Schiffsverkehr.

Verweist auf die Arbeit zu anderen Empfehlungen, wie zu den am meisten gefährdeten Cetacea-Populationen.

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Chinesischer Flussdelfin (Baiji) ausgestorben?

Zusammenfassung der relevanten Diskussion im Wissenschaftsbericht durch Entrup:

Der Wissenschaftsausschuss berichtet, dass es während der letzten Versuche, Zählungen des Baiji durchzuführen, keine Sichtungen mehr gegeben hat. In den kommenden Monaten wird es weitere Sichtungsversuche geben. Nach dem gegenwärtigen Stand ist der Baiji jedoch ausgestorben, bzw. nur noch wenige Individuen vorhanden, die ein langfristiges Überleben diese Art eigentlich ausschließen. Jene wenigen noch am Leben befindlichen Exemplare dieser Art befinden sich in so genannten Semi-Reservaten, sind also gefangen.

Amazonas Flussdelfin, Inia oder auch Boto genannt: Besorgnis äußerte der Wissenschaftsausschuss über stark zunehmende illegale Fänge von Botos im Amazonas in Brasilien. Das Fleisch von Botos wird als Köder für die Fischerei verwendet. Eine Untersuchung zu der Problematik geht davon aus, dass das Ausmaß der Jagd jährlich in etwa einige Hundert, wenn nicht sogar mehr als Tausend Flussdelfine betrifft. Die Jagd, so belegen Berichte, ist auch äußerst grausam, da die Tiere lebend mit einem Seil fixiert und an den Strand gezogen werden, wo sie langsam verenden.

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Schweiz: IWC hat Kompetenz über Kleinwale.

St. Lucia: verweist darauf, dass einige karibischen Staaten sich weigern, Daten zu liefern und verweist auf Arbeit, die man durchführt (Anm. aber nicht wissenschaftlich publiziert oder transparent zur Verfügung stellt).

UK: fragt Japan über deren Bestandsschätzungen zu Dall-Hafenschweinswalen. Japan hatte in der Vergangenheit versprochen, Daten zu veröffentlichen, dies aber nicht getan. Auswirkung der Jagd ist von großer Sorge.

Brasilien: wird umgehend Untersuchungen über die Informationen zur Jagd auf Botos einleiten. Tötung von Botos ist strikt untersagt.

Schweden: bestätigt Interpretation der Schweiz. Fragt nach Definition des Gebietes „Ostsee“ in Bezug auf den Bericht im Wissenschaftsausschuss zur Situation des Schweinswals.

Japan: werden Daten zu Dall-Hafenschweinswale nicht innerhalb der IWC, aber in anderen Foren veröffentlichen.

Luxemburg und Finnwalen: kritisieren Japans Jagd auf Dall-Hafenschweinswale.

Chile, Niederlande, Mexiko, Argentinien ähnliche Position.

UK: fragt Japan nach, an welches Forum Japan die Daten übermitteln wird.

Japan: Daten werden nur auf Japanisch veröffentlicht.

St. Lucia: versteht die Angriffe auf Japan nicht, weil es im Wissenschaftsausschuss keine Diskussion zur Situation des Dall-Hafenschweinswales gegeben hat (Anm. die Delegierte St. Lucias hat anscheinend den Wissenschaftsbericht nicht genau gelesen. Verweis auf S. 62, letzter Absatz!)

Bericht wird angenommen.

Tag 4 – Teil 1

Die Arbeit ist sehr hektisch und dynamisch, viele Dinge passieren. Ich bin nur in der Lage Kurzberichte zu verfassen, die aber hoffentlich die wesentlichen Diskussionspunkte trotzdem adäquat dokumentieren.

Tagesordnungspunkt: Umweltauswirkungen auf Walbestände

Zusammenfassung des Vorsitzenden des Wissenschaftsausschusses: berichtet über die Ergebnisse des Workshops über seismische Aktivitäten. Verweist auf die Empfehlungen, die im Detail dem Bericht des Wissenschaftsausschusses angehängt sind.

Brasilien: berichtet von der Situation in Brasilien und der Kooperation zwischen brasilianischen Wissenschaftlern, NGOs und der Öl- und Gasindustrie. Begrüßt explizit das Interesse der Industrie, in diesem Bereich zu kooperieren.

UK: wichtiger Workshop und Beitrag zu einem wichtigen Aspekt, der potentielle negative Auswirkungen von Unterwasserlärm auf Cetacea betrifft.

Weitere Äußerungen in dieser Hinsicht: Australien, Chile, Mexiko

Empfehlungen werden begrüßt und angenommen.

Tagesordnungspunkt: Whale Watching

Zusammenfassung des Vorsitzenden des Wissenschaftsausschusses: Schwerpunkt der Diskussion waren die potentiellen negativen Auswirkungen der Walbeobachtung auf Wale und Delfine. Die Notwendigkeit von Langzeitstudien wurde unterstrichen. Die Ergebnisse zahlreicher solcher Studien, die vor allem in Australien und Neuseeland durchgeführt wurden, wurden diskutiert. Aber auch Studien aus Kroatien (zu Großen Tümmlern) und Kanada/USA (Orcas) wurden diskutiert (Anm. beide Studien von der WDCS unterstützt).

Empfehlungen wurden abgegeben und auch die Notwendigkeit für mehr Studien über die Auswirkungen des „Schwimmen mit Delfinen“ betont.

Begrüßt wird der Bericht und die Arbeit explizit von: Australien, Neuseeland (macht Klarstellung, dass es in einigen diskutierten Gebieten kein Problem ist, das von Walbeobachtungsbooten, sondern von allgemeinen Tourismusschiffen verursacht werden), UK, Südafrika, Spanien, USA, Chile (Bedeutung der nicht letalen Nutzung von Cetacea).

Japan: es hat den Anschein dass Walbeobachtung ähnlich gefährlich ist wie Walfang (Anm. muss ich das wirklich kommentieren? Bitte, bitte nicht..). Kritisiert die wissenschaftliche Methodik.

Empfehlungen vom Wissenschaftsausschuss werden angenommen.

Australien präsentiert Dokument über die Walbeobachtungsindustrie von pazifischen Inselstaaten und die sozioökonomische Bedeutung.

Argentinien präsentiert Dokument über Walbeobachtungsworkshops und deren Bedeutung für das Management von Walbeobachtung und die nicht letale Nutzung von Meeressäugern.

Brasilien unterstreicht die Bedeutung der nicht letalen Nutzung und die Kooperation der Walbeobachtungsindustrie mit wissenschaftlichen Institutionen, um wichtige Forschung durchführen zu können.

Japan: Walbeobachtung und Walfang können co-existieren. Diese Konzepte widersprechen sich nicht (Anm. sorry, das ist nicht nachvollziehbar). Beide haben das gleiche Ziel: nachhaltige Walbestände.

St. Lucia: Walbeobachtung in St. Lucia wird nur von Reichen durchgeführt und es kommt zu Konflikten zwischen lokalen Fischern und den reichen Walbeobachtern. Sie fahren in andere Richtungen auf’s Meer (Anm. irgendwie fühle ich mich in einen schlechten Film gebeamt… die Rhetorik wird immer schlimmer).

Monaco: erinnert an Bedeutung der Walbeobachtung für die lokalen Gemeinden.

Bericht wird angenommen.

Wale brauchen Ihre Hilfe JETZT!

Liebe Wal- und DelfinfreundInnen,

nach kurzem Schlaf (wie lange kann man überhaupt auf wie viel Schlaf verzichten??) möchte ich Sie nur kurz etwas bitten: auf unserer Webseite www.walfang.org finden Sie Protestaufrufe.

Bitte nehmen Sie daran teil.

Bitte informieren Sie Verwandte, Bekannte, KollegInnen insbesondere über Dänemarks Rolle bei den Bemühungen der Walfänger das Moratorium für kommerziellen Walfang so rasch wie möglich außer Kraft zu setzen. Dies ist rechtlich dieses Jahr nicht möglich, aber die St. Kitts Deklaration belegt schwarz auf weiß, dass wir dies zu erwarten haben.

Wale brauchen Sie jetzt!

Ich danke Ihnen schon jetzt.

Nicolas Entrup

PS: nach einem Schwächeanfall einer Kollegin ist das WDCS Team etwas geschwächt.

Teil 3 – Tag 3 der IWC-Tagung – DIE KERNFRAGE!

Die Kernfrage der diesjährigen Tagung der IWC ist die Diskussion über die – wie es Japan beantragt und formuliert hat – „Normalisierung der IWC“. Das Dokument, das als Diskussionsvorlage dient, ist die so genannte St. Kitts & Nevis Deklaration, die von 30 Staaten mitgetragen wird (siehe weiter unten eine kurze Zusammenfassung). Ich möchte darauf verweisen, dass es sich um eine Deklaration handelt und NICHT um eine Resolution.

Dies ist ein Versuch Japans, die künftige Ausrichtung der IWC zu seinen Gunsten abzuändern und mit einer Mehrheit innerhalb der IWC die Tagesordnung und Arbeitsschwerpunkte grundsätzlich zu ändern.

St. Kitts präsentiert die Deklaration.

Diskussion beginnt.

UK: ist enttäuscht, dass der Gastgeber eine Deklaration vorlegt, die nicht einstimmig angenommen werden kann.

Island: fordert alle IWC-Mitgliedsstaaten auf, diese Deklaration zu unterstützen. Der einzige Ausweg für die IWC ist es, sich auf die Zielsetzung der Konvention von 1946 zurück zu besinnen.

Antigua & Barbuda: Deklaration ist „good faith“ (Anm. aha).

Australien: keine Zustimmung. Es folgt eine detaillierte Zerpflückung dieses Dokumentes.

Deutschland: Kritik an Deklaration; Moratorium wird in Frage gestellt, ist jedoch wichtiger Bestandteil der Konvention. Wissenschaftliche Walfangfrage ist ausgeklammert. Verweist auf Kritik am Wissenschaftswalfang aus der vorangegangenen Resolution.

Niederlande: begrüßt die ursprüngliche Absicht. Hätte sich frühere Konsultation gewünscht. Es ist, trotz einiger guter Ansätze, unmöglich für die Niederlande, diese Resolution zu unterzeichnen.

St. Lucia: unterstützt

Neuseeland: es gibt keinen einzigen Absatz, den Neuseeland unterstützen kann. „Suicidal Mission“.

Tschechien: kann die Deklaration nicht unterstützen und schließt sich Deutschland und Neuseeland an.

Monaco: enttäuscht über den Text.

Ungarn: unterstützt UK, Australien und Neuseeland.

Palau: bestätigt Mitträgerschaft der Deklaration. Arbeiten an Normalisierung der IWC.

Dominika: unterstützt Deklaration.

Irland: leider kann man diese Deklaration nicht unterstützen. Bringt weitere Kritik vor: nämlich, dass die Walfangstaaten das bestätigte Fangquotenberechnungsmodell untergraben und verwässern möchten.

Schweden: auch wenn manches in der Deklaration unterstützenswert ist, ist das Gesamtwerk unmöglich zu unterstützen.

Indien: keine Unterstützung.

USA: wäre schöner, wenn man ein Dokument gehabt hätte, dem sich alle anschließen könnten. Vor allem für den Gastgeber.

Vorsitzender fragt St. Kitts wie es fortfahren möchte.

St. Kitts: möchte das Dokument zur Abstimmung bringen möchte.

Point of order: Brasilien führt an, dass man nicht über eine Deklaration abstimmen kann. Das Dokument hat nicht die Form einer Resolution.

Vorsitzender: er hat bereits darauf hingewiesen, dass es eine Resolution ist und niemand hat ein Veto eingelegt. Möchte mit Abstimmung fortfahren.

Abstimmungsergebnis:

Pro St.Kitts Deklaration: 33

Gegen die Deklaration: 32

Enthaltungen: 1

Es folgt eine heftige Auseinandersetzung. Ich muss gestehen, dass ich selten eine Diskussion erlebt habe, die so ein tiefes Niveau erreicht hat. Die Pro-Walfangstaaten bedienten sich einer Rhetorik, die keine andere Bezeichnung verdient als „letztklassig“. Ich bin nicht in der Lage manche dieser Äußerungen auch nur annähernd wieder zu geben, daher beschränke ich mich auf Kurznotizen.

Brasilien: Resolution hat keine Rechmäßigkeit. Island nicht anerkanntes Mitglied der IWC.

Die gesamte Resolution ist inhaltlich ein einziger Skandal.

Neuseeland: diese Resolution hat KEINE einfache Mehrheit, weil Island nicht anerkanntes IWC-Mitglied ist.

Australien: es ist eine Deklaration und keine Resolution.

Israel: dies ist keine Resolution

Mexiko: schließt sich Neuseeland an.

Island: ist enttäuscht, dass die Mitgliedschaft Islands erneut in Frage gestellt wird. Man muss den Tatsachen ins Auge sehen und auch verlieren können.

UK: es ist keine Resolution

Togo: kritisiert das Demokratieverständnis mancher Staaten (Anm.: aber unterstützt „geheime Abstimmungen“)

Niederlande: schließt sich dem Statement Australiens an.

Monaco: akzeptiert die unterschiedlichen Ansichten, kann sich nicht erinnern, dass jemals eine Abstimmung über eine Deklaration getätigt wurde. Dies darf keinen Präzedenzfall setzen.

Vorsitzender möchte die Diskussion beenden.

Gambia: man muss auch verlieren können.

Spanien: das ist ein weiterer Fall, der inakzeptabel ist.

Belgien: schließt Australien an.

Japan: man muss Entscheidungen akzeptieren.

Deutschland: distanziert sich von der Deklaration!


Italien: muss sich von der Deklaration distanzieren, aus den Gründen die von Australien angeführt wurden.

Frankreich ebenso.

Antigua & Barbuda: schließt sich Island an und führt an „nicht nur manche Tiere haben kurze Gedächtnis“.

Australien: unterbricht die Sitzung. Inakzeptable Rhetorik.

Antigua & Barbuda: führt nochmals aus, dass Elefanten ein Langzeitgedächtnis haben und im Falle der Mitgliedschaft von Island, anscheinend einige Menschen hier, ein nicht so lange zurückreichendes Gedächtnis haben.

Guinea: welcomes the outcome.

Korea: so eine Teilung der Kommission ist unerfreulich. Man darf auch Kritik an der isländischen Mitgliedschaft haben. Aber als Experte für internationales Recht führt er aus, dass Neuseeland bei anderen Abstimmungen nicht die Mitgliedschaft von Island in Frage gestellt hat.

USA: keine Akzeptanz dieser Entscheidung.

St. Kitts: dies ist ein historischer Moment für die Neuausrichtung der IWC.

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Anhang:

Die St.Kitts & Nevis Deklaration:
30 Staaten legen diese Deklaration der IWC vor (siehe unten). Die Diskussion wird über ein abgeändertes Dokument geführt, das jedoch nur marginal vom Ursprungsdokument abweicht. Der wesentliche Unterschied sind zwei kleine Abänderungen:

-) zunächst führte die Deklaration aus, dass das kommerzielle Walfangverbot „keine Gültigkeit“ mehr besitzt, die neue Version führt an, dass „keine Notwendigkeit“ für das kommerzielle Walfangverbot besteht.

-) das Ursprungsdokument führte an, dass Wale weltweit fünf- bis sechsmal so viel Fisch fressen, wie Menschen. Der quantitative Vergleich fehlt im neuen Dokument, jedoch wird weiter darauf verwiesen, dass Wale große Mengen an Fisch fressen und somit das Management von Walbeständen für die Sicherstellung der Nahrungsversorgung armer Küstenstaaten wichtig ist.

Die wesentlichen Bestandteile der St. Kitts und Nevis Deklaration sind:

-) die Nutzung von Walen trägt bei zur Reduktion von Armut, Nahrungsmittelversorgung, etc.

-) es gibt keine weitere Notwendigkeit für den Fortbestand des kommerziellen Walfangverbotes

-) die IWC hat es nicht geschafft, das Bewirtschaftungsverfahren für Walbestände (Anm. = Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs) fertig zu stellen und einzusetzen

-) Wale fressen große Mengen an Fisch und das Management (Anm. „die Tötung“) von Walen hat große Bedeutung für die Frage der Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung für Küstennationen

-) Kritik zahlreicher internationaler Organisationen als inakzeptabel

Die Deklaration zieht folgende Schlussfolgerung:

-) die IWC hat versagt, ihre Verpflichtungen, die aus der Konvention zur Regulierung des Walfangs, bestehen, nach zu kommen.

Jene Staaten, die die Deklaration beantragt haben, sind:

St. Kitts & Nevis, Antigua & Barbuda, Dominika, Elfenbeinküste, Gabon, Gambia, Grenada, Guinea, Island, Japan, Kambodscha, Kamerun, Kiribati, Mali, Marshall Inseln, Mauretanien, Mongolei, Marokko, Nauru, Nicaragua, Norwegen, Palau, Russland, St. Lucia, St. Vincent & Grenadinen, Salomonische Inseln, Surinam, Togo, Tuvalu.

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Sonntag, 18. Juni 2006

Teil 2 - Tag 3 der IWC-Tagung

Teil 2: Diskussion am Nachmittag des dritten Tages der 58. IWC-Jahrestagung

Der Delegationsleiter Japans berichtet, in der Mittagspause eine persönliche Drohung via E-Mail erhalten zu haben und ersucht um eine allgemeine Verurteilung solcher Aktionen durch die Kommission. UK, US und andere Stimmen dem zu und es kommt zu einer einstimmigen Verurteilung solcher Aktionen.

Tagsordnungspunkt: wissenschaftlicher Walfang

Vorsitzender des Wissenschaftsausschuss berichtet von der Diskussion zu der Thematik im Wissenschaftsausschuss. Dort kam es vor allem zu einer Debatte über einen Vorschlag zur Evaluierung von solchen Anträgen (Anm. die WDCS hatte in den vergangenen Tagen diesen „Review Process“ heftig kritisiert). Der Vorsitzende merkt an, dass im Folgejahr die Diskussion fortgesetzt wird.

Japan präsentiert JARPA II: wissenschaftliches Walfangprogramm in der Antarktis.
Nach eigenen Aussagen hat es alle seine Ziele erreicht.
Zwergwale: 853
Finnwale: 10
Wichtige Informationen über das Management von Walbeständen konnten gewonnen werden. Buckelwale und Finnwale verdrängen die Zwergwale und drängen diese immer weiter in die Nähe des Eises und auch ins Packeis. Neue Erkenntnisse: Finnwale hatten Krill im Magen (Anm. kaufen Sie sich ein Kinderbuch und dort finden sie die gleiche Information). Es kommt zur Nahrungskonkurrenz zwischen Zwergwalen, Finnwalen und Buckelwalen.

Neuseeland: welche Bestandsschätzungen wird von Japan genutzt, um deren Aussagen zu treffen.

Frage bleibt unbeantwortet.
Neuseeland hakt nach.

Japan: nutzt die Zahl von 228.000 Zwergwale (JARPA Zahlen) für diesen Teil des indischen Ozeans.

Österreich: kritisiert die falschen Aussagen Japans zu den Angaben betreffend Biomasse und Verbrauch durch Zwergwale, denn die Zahl der geschätzten Zwergwale ist dramatisch gesunken.

Schweden: möchte wissen, wie lange das Walfangprogramm dauern soll.

Japan: Wissenschaftsausschuss hat nicht anerkannt, dass die Anzahl der Zwergwale abnimmt. Es gibt für die geringere Zahl andere Erklärungen. Frage Schwedens wird nicht beantwortet.

Australien:
Es gibt auch keine anerkannte Schätzung zu Finnwalen, wie kommt Japan zu deren Aussage über den Prozentsatz getöteter Finnwale in Bezug auf deren Bestandsgröße.

Japan: auch wenn der Wissenschaftsausschuss die zahl nicht bestätigt hat, gibt s Kontinuität in der Schätzung des Bestandes durch Japans Wissenschaftler und die Zahl liegt bei 31.000 Tiere.

Australien:
Sorge über die Tatsache, dass Japan ohne anerkannte Bestandsschätzungen Walfangaktivitäten ausführt, insbesondere auf Arten, die als stark gefährdet gelten.

Belgien:
In der Tat werden Zwergwale auch weiter südlich angetroffen, jedoch die Aussage, dass Buckelwale und Finnwale die Zwergwale nach Süden Richtung Eis trennen, ist pure Erfindung und es gibt keinen anderen Wissenschaftler aus jenen Japans, die eine solche Hypothese bestätigen.

Japan setzt Präsentation über deren „Wissenschaft“ fort – wissenschaftlicher Walfang im Nordwestpazifik:
Laut Japan steigt der Bestand von Seiwalen, Brydewalen und Zwergwalen. Japan zeigt auf einem Video einen kurz auftauchenden Zwergwal in der Nähe eines Fischereischiffes und nutzt dies als Beweis, dass Zwergwale Fische fangen, die auch vom Menschen gefangen werden. Somit sind sie Nahrungskonkurrenten. Ziel Japans ist es, ein Gleichgewicht zwischen Fischbestände und Walbeständen herzustellen und Wale nachhaltig zu nutzen.

Australien:
Es fällt schwer, diese Präsentation ernst zu nehmen. Wir vermissen u.a. auch eine Evaluierung der Menge an fisch, die von der Fischerei genutzt werden. Das ganze ist eine reine Farce.

Japan:
Wir sammeln auch Fischereidaten. Unsere Präsentation war einfach zur kurz.

Brasilien:
Das ganze ist lächerlich und nicht seriös und kann nur als „biologischer Unsinn“ beschrieben werden. Würde man dies genauer betrachten könnte man klar sehen, dass der Rückgang der weltweiten Fischbestände gleichzeitig mit der Abnahme der Walbestände stattgefunden haben und somit vom Menschen verursacht wurden.

Mexiko:
Es ist kein Beweis, ein Video zu zeigen bei dem Zwergwal auftaucht, um zu sagen, dass diese Nahrungskonkurrenten sind. Das ganze sind gefährliche Aussagen, die mit Wissenschaft nichts zu tun haben.

Japan:
Das Video ist nicht genug, jedoch haben wir auch nachher den Mageninhalt gezeigt. Unsere Regierung hat Verantwortung gegenüber den Fischereigemeinden, um hier mehr Forschung zu betreiben. Wir möchten Wale nicht als „bad guy“ darstellen.

Anmerkung: mittlerweile können viele im Raum das Lachen kaum noch unterdrücken, leider ist es jedoch bittere Realität und das Lachen vergeht einem gleich, wenn man sich die Auswirkungen vor Augen hält.

Norwegen: ist von der Qualität von der wissenschaftlichen Arbeit Japans beeindruckt. Es ist eine schwierige, aber wichtige Forschungsarbeit.

Monaco: wir haben großen Respekt vor japanischen Wissenschaftlern, jedoch zweifle ich ein wenig daran, diesen Eindruck aus anderen wissenschaftlichen Gebieten auf dieses Thema übertragen zu können. Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten zeigen eindeutig, dass es die industrielle Fischerei ist, die für den Rückgang der weltweiten Fischbestände, insbesondere in Gewässern von Entwicklungsländern, verantwortlich ist. Dies sollten sich vor allem die Delegierten einiger Länder hier in diesem Forum vor Augen halten.

Luxemburg: möchte Video nochmals langsam abgespielt sehen, da es sein könnte, dass das Video geschnitten wurde.

Japan: der Grad der Konkurrenz zwischen Meeressäugern und Menschen um Fischbestände muss regional spezifisch betrachtet werden, man kann keine allgemeine Aussage treffen. Geht auf die Bitte Luxemburgs nicht ein.

Portugal: das Modell ist eine reine Simplifizierung der Problematik.

Gabon: die Situation in ihren Gewässern ist dramatisch. Die Vogelgrippe hat dramatische Auswirkung auf unsere Nahrungsmittelsituation und wir müssen Wale als Ressource nutzen. Es geht um die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung.

USA: diese Diskussion zeigt, dass es wichtig ist, wissenschaftlichen Walfang zu beenden („phase out“) und in Beziehung zur Diskussion über das RMS setzen. Deswegen ist auch der vorgeschlagene ReviewProcess wichtig, der vom Wissenschaftsausschuss diskutiert wird.

Dominica: welche wichtigen Informationen liefert das Programm im Bezug auf das Vorsorgeprinzip.

St. Vincent: es hat den Anschein, dass man die Arbeit japanischer Wissenschaftler schlecht machen möchte.

Island: dankt Japan für die wirklich eindrucksvolle Präsentation.


Ich muss unterbrechen, weil wir ein wichtiges Dokument erhalten haben …

… daher war es mir nicht möglich die weitere Debatte zu dokumentieren …

Teil 1 - 3. Tag der 58. Jahrestagung der IWC

Erster Tagesordnungspunkt: Walschutzgebiete

Vorsitzender des Erhaltungsausschusses berichtet über die Diskussion über Walschutzgebiete in der vergangenen Woche:

Australien und Neuseeland wollen im Südpazifik ein Walschutzgebiet einrichten. Dieses soll wichtige Paarungs- und Nahrungsgebiete unter Schutz stellen, Walbestände vor weiterer Dezimierung bewahren und durch nicht letale Nutzung (Whale Watching) von ökonomischen Interesse für die Region sind. Dänemark merkte an, dass das Schutzgebiet nicht den Kriterien der Einrichtung von Schutzgebieten im Rahmen der IWC entspricht.

Argentinien und Brasilien beantragen die Einrichtung eines Walschutzgebietes im Südatlantik. Schutzgebiet als Management Tool, auch auf Grund der mangelnden Datenlage und mögliche negative Auswirkungen denen man vorbeugend entgegenwirken muss. Dänemark erinnert daran, dass der Wissenschaftsausschuss im vergangenen Jahr zu keiner einheitlichen Position kam.

Frankreich berichtet von der Einrichtung eines Schutzgebiets in den Westindies.

**

Brasilien: der Erhaltungsausschuss unterstützt die Einrichtung eines Walschutzgebietes im Südatlantik, ausgenommen Dänemark (Anm. Japan und zahlreiche andere Pro-Walfangstaaten blieben dem Erhaltungsausschuss generell fern, da sie kein Interesse an dessen Arbeit haben). Es wurden auch sämtliche Anrainerstaaten kontaktiert und erhält mehrheitlich Unterstützung. Die Einrichtung des Schutzgebietes ist voller Übereinstimmung mit dem Vorsorgeprinzip, das in zahlreichen internationalen Gremien anerkannt ist. Fehlende Informationen zu einigen Fragen, auf Grund mangelnder Datenlage oder offenen wissenschaftlichen Fragen sind kein Grund, der gegen eine solche wichtige Initiative ins Feld geführt werden dürfen. Tourismus ist für die Region von großer Bedeutung und notwendige Arbeitsplätze könnten geschaffen werden. Brasilien und zahlreiche andere südatlantische Staaten wollen im Südatlantik keine Walfangschiffe, Harpunen und Verarbeitungsschiffe sehen, sondern die nicht letale Nutzung fördern.

Argentinien: erläutert die Bedeutung der Walbeobachtung und berichtet von der Entwicklung der Walbeobachtung in Argentinien. Die südatlantischen Anrainerstaaten können von der Einrichtung des Schutzgebietes nur profitieren und es wäre ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der stark dezimierten Walpopulationen.

Südafrika: ist ein Land, das große sozioökonomische Schwierigkeiten hat und die Entwicklung einer funktionierenden Walbeobachtungsindustrie mit der notwendigen Infrastruktur ist von größter Bedeutung. Ein Schutzgebiet wäre eine Attraktion und könnten zu einem Anstieg der Touristenzahlen in der Region führen.

Italien: Schutzgebiete fördern den Schutzgebietgedanken. Verweist auf die Rolle Italiens bei der Einrichtung des ersten Walschutzgebietes (marine protected area) auf hoher See (Pelagos Sanctuary).

Luxemburg: unterstützt die Einrichtung des Schutzgebietes, das eine große Bedeutung für die Erholung von Walbeständen hat.

Australien: es wäre ein wichtiger komplementärer Schritt zu dem bestehenden Schutzgebiet in der Antarktis.

Neuseeland: verweist auf die unterschiedliche Positionierung einiger Staaten in den verschiedenen Foren und bringt einige Beispiele (u.a. Japan).

USA: verweist darauf, dass Präsident Bush gerade ein weiteres Schutzgebiet eingerichtet hat und unterstützt den Antrag.

Irland: volle Unterstützung. Sieht einen großen Nutzen für die Region und dort lebenden Menschen.

Mexiko: verweist auf die Schutzbemühungen von Cetacea in mexikanischen Gewässern. Unterstützung basierend auf dem Vorsorgeprinzip.

Frankreich: Unterstützung.

UK: Unterstützung.

Island: anerkannt das Recht jedes Staates in deren nationalen Gewässern Schutzgebiete einzurichten. Dies gilt jedoch nicht für den Hochseebereich. Lehnt Antrag ab.

Japan: kann jeden Antrag in diese Richtung unterstützen, wenn der Antrag auf wissenschaftlichen Informationen basiert. Es besteht ohnehin ein Moratorium für kommerziellen Walfang und somit hat das Schutzgebiet ohnehin keinen weiteren Nutzen. Führt Kritik weiter aus. Schutzgebiet anscheinend ein reines Marketing-Tool.

Gabon: meint, dass es keine wissenschaftliche Empfehlung gibt. Keine Unterstützung.

Chile: unterstützt den Antrag.

Palau: meint, dass es keine wissenschaftliche Empfehlung gibt. Keine Unterstützung.

Indien: Unterstützung.

Monaco: Unterstützung und verweist auf ökonomischen Nutzen für die Region.

Dänemark: verweist auf die Zusammenfassung des Vorsitzenden des Erhaltungsausschusses. Lehnt diesen Antrag ab.

Antigua & Barbuda: keine Notwendigkeit für ein Schutzgebiet. Verweist auf die Sicherheit des Fangquotenmodells (Anm. dass die Walfangstaaten gerade in Frage stellen und abändern wollen!). Es gibt keinen objektiven Ansatz. Habe jetzt viel über Walbeobachtung gehört, möchte aber genaue zahlen sehen und glaube nicht, dass die lokale Bevölkerung profitieren würde.

Spanien: Unterstützung

Niederlande: Unterstützung

Schweiz: Unterstützung. Möchte wissen, wie die Reaktion der Anrainerstaaten war, nachdem diese kontaktiert wurden.

Ungarn: Unterstützung

Elfenbeinküste: keine Unterstützung, weil Moratorium genügend Schutz bietet (Anm. Elfenbeinküste unterstützt eine Deklaration Japans, die das Moratorium nicht mehr anerkennt!)

Benin: keine Unterstützung.

Kiribati: verweist auf Stellungnahme Palaus. Keine Unterstützung. Wale haben negative Auswirkung auf die Fischerei.

Antwort auf die Frage der Schweiz: es gab keine Einwände gegen das Schutzgebiet während aller Konsultationen.


Kommt es zur Abstimmung?
Brasilien bedankt sich für die breite Unterstützung, erhofft jedoch weitere Konsultationen, um noch weitere Anrainerstaaten für diese Idee begeistern zu können.
Es kommt zu keiner Abstimmung und somit nicht zur Einrichtung eines neuen Walschutzgebietes im Südatlantik.


**

Japan beantragt die Abschaffung des Walschutzgebietes in der Antarktis.
Zahlreiche Staaten melden sich zur Wort. Im Grunde reflektiert die Diskussion die vorangegangene Debatte, dadurch werde ich auf eine ausführliche Dokumentation verzichten.

Brasilien bringt seinen Ärger zum Ausdruck, das ein reicher Industriestaat, der fortwährend Artikel VIII der Konvention für seine eigenen Vorteile ausnutzt und Waljagd im Walschutzgebiet fortsetzt, diesen Antrag Jahr für Jahr stellt.
Zahlreiche Staaten kritisieren Japans Antrag und verweisen auf die inakzeptable Provokation Japans durch deren Ausweitung der Waljagd auf stark gefährdete Arten, wie den Finnwal und bedrohte Arten, wie den Buckelwal.

Abstimmungsergebnis:
Pro Japans Antrag: 28
Gegen Japans Antrag: 33
Enthaltung: 4
Elfenbeinküste war bei der Abstimmung nicht anwesend.

Absage an Japans Antrag!

Kommentar der WDCS

Seit heute, dem dritten Tag der 58.Jahrestagung der IWC, ist auch Senegal vor Ort und stärkt somit die Pro-Walfanginteressen, wodurch die Abstimmungssituation kippt. Erreichen die Pro-Walfangstaaten zwar keine ¾ Mehrheit, so haben sie an sich bereits die einfache Stimmenmehrheit auf ihrer Seite und können somit z.B. Resolutionen durchbringen. Jede Abstimmung wird somit zu einer noch knapperen Angelegenheit als in der Vergangenheit. Vor allem dem EU-Mitgliedsstaat Dänemark kommt eine entscheidende Rolle zu, da Dänemark in einigen zentralen Fragen bereits Position für Walfangaktivitäten bezogen hat.

„Die Absage an die Auflösung des Walschutzgebietes in der Antarktis ist zwar ein weiteres positives Zeichen, jedoch hat sich durch die Anwesenheit Senegals die Abstimmsituation eindeutig zugunsten der Pro-Walfangstaaten verändert. Wir blicken gespannt auf die wichtigste Diskussion innerhalb der IWC-Tagung dieses Jahr, nämlich die Frage über die Zukunft der IWC und Japans Deklaration, genannt „St. Kitts Deklaration“, die eine komplette Neuorientierung der IWC zum Ziel hat. Alle Staaten sind aufgefordert, dieser Deklaration, die bereits von 30 Staaten unterstützt wird, eine Absage zu erteilen“ meint Nicolas Entrup, Sprecher der WDCS vor Ort.

Eine Minute für Ben White

Am Abend organisierte die WhaleWatch Coalition – ein Zusammenschluss zahlreicher Organisationen, darunter HSI, WSPA, EIA und die WDCS – einen Empfang zu dem die Delegierte zahlreicher Staaten geladen waren. Solche Veranstaltungen geben die Möglichkeit, in etwas entspannterer Atmosphäre sich über Geschehnisse auszutauchen.

Während des Abends lief auf einer großen Leinwand ein Clip, der Unterwasseraufnahmen einer Buckelwalmutter mit ihrem Kalb zeigte, Das Filmmaterial wurde noch nie zuvor gezeigt und beeindruckte die etwa 100 Anwesenden. Der Clip sollte daran erinnern, dass es genau jene Generation von Buckelwalen ist, die auf ihrem Weg in die Antarktis in der kommenden Walfangsaison das erste Mal seit vielen Jahren wieder Opfer von Harpunen der Walfängern werden könnten (Japan plant die Jagd auf Buckelwale im Rahmen ihres wissenschaftlichen Walfangprogramms im Schutzgebiet in der Antarktis).

Der Abend wurde jedoch auch dazu genutzt, um an einen Freund, Aktivisten und erfolgreichen Kampaigner zu erinnern, der vergangenes Jahr viel zu früh verstorben war: Ben White. Ben nahm an zahlreichen IWC und CITES Konferenzen teil, organisierte den bekannten „Schildkröten-Protest“ bei den WTO Verhandlungen vor einigen Jahren in Seattle. Das Team der WDCS arbeitete eng mit Ben White zusammen und vermisst seine Unterstützung hier vor Ort ungemein.

3. Tag der 58. Jahrestagung der IWC

Erster Tagesordnungspunkt: Walschutzgebiete

Vorsitzender des Erhaltungsausschusses berichtet über die Diskussion über Walschutzgebiete in der vergangenen Woche:

Australien und Neuseeland wollen im Südpazifik ein Walschutzgebiet einrichten. Dieses soll wichtige Paarungs- und Nahrungsgebiete unter Schutz stellen, Walbestände vor weiterer Dezimierung bewahren und durch non-lethale Nutzung (Whale Watching) von ökonomischen Interesse für die Region sind. Dänemark merkte an, dass das Schutzgebiet nicht den Kriterien der Einrichtung von Schutzgebieten im Rahmen der IWC entspricht.

Argentinien und Brasilien beantragen die Einrichtung eines Walschutzgebietes im Südatlantik. Schutzgebiet als Management Tool, auch auf Grund der mangelnden Datenlage und mögliche negative Auswirkungen denen man vorbeugend entgegenwirken muss. Dänemark erinnert daran, dass der Wissenschaftsausschuss im vergangenen Jahr zu keiner einheitlichen Position kam.

Frankreich berichtet von der Einrichtung eines Schutzgebiets in den Westindies.

**
Brasilien: der Erhaltungsausschuss unterstützt die Einrichtung eines Walschutzgebietes im Südatlantik, ausgenommen Dänemark (Anm. Japan und zahlreiche andere Pro-Walfangstaaten blieben dem Erhaltungsausschuss generell fern, da sie kein Interesse an dessen Arbeit haben). Es wurden auch sämtliche Anrainerstaaten kontaktiert und erhält mehrheitlich Unterstützung. Die Einrichtung des Schutzgebietes ist voller Übereinstimmung mit dem Vorsorgeprinzip, das in zahlreichen internationalen Gremien anerkannt ist. Fehlende Informationen zu einigen Fragen, auf Grund mangelnder Datenlage oder offenen wissenschaftlichen Fragen sind kein Grund, der gegen eine solche wichtige Initiative ins Feld geführt werden dürfen. Tourismus ist für die Region von großer Bedeutung und notwendige Arbeitsplätze könnten geschaffen werden. Brasilien und zahlreiche andere südatlantische Staaten wollen im Südatlantik keine Walfangschiffe, Harpunen und Verarbeitungsschiffe sehen, sondern die nicht lethale Nutzung fördern.

Argentinien: erläutert die Bedeutung der Walbeobachtung und berichtet von der Entwicklung der Walbeobachtung in Argentinien. Die südatlantischen Anrainerstaaten können von der Einrichtung des Schutzgebietes nur profitieren und es wäre ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der stark dezimierten Walpopulationen.

Südafrika: ist ein Land, das große sozioökonomische Schwierigkeiten hat und die Entwicklung einer funktionierenden Walbeobachtungsindustrie mit der notwendigen Infrastruktur ist von größter Bedeutung. Ein Schutzgebiet wäre eine Attraktion und könnten zu einem Anstieg der Touristenzahlen in der Region führen.

Italien: Schutzgebiete fördern den Schutzgebietgedanken. Verweist auf die Rolle Italiens bei der Einrichtung des ersten Walschutzgebietes (marine protected area) auf hoher See (Pelagos Sanctuary).

Luxemburg: unterstützt die Einrichtung des Schutzgebietes, das eine große Bedeutung für die Erholung von Walbeständen hat.

Australien: es wäre ein wichtiger komplementärer Schritt zu dem bestehenden Schutzgebiet in der Antarktis.

Neuseeland: verweist auf die unterschiedliche Positionierung einiger Staaten in den verschiedenen Foren und bringt einige Beispiele (u.a. Japan).

USA: verweist darauf, dass Präsident Bush gerade ein weiteres Schutzgebiet eingerichtet hat und unterstützt den Antrag.

Irland: volle Unterstützung. Sieht einen großen Nutzen für die Region und dort lebenden Menschen.

Mexiko: verweist auf die Schutzbemühungen von Cetacea in mexikanischen Gewässern. Unterstützung basierend auf dem Vorsorgeprinzip.

Frankreich: Unterstützung.

UK: Unterstützung.

Island: anerkannt das Recht jedes Staates in deren nationalen Gewässern Schutzgebiete einzurichten. Dies gilt jedoch nicht für den Hochseebereich. Lehnt Antrag ab.

Japan: kann jeden Antrag in diese Richtung unterstützen, wenn der Antrag auf wissenschaftlichen Informationen basiert. Es besteht ohnehin ein Moratorium für kommerziellen Walfang und somit hat das Schutzgebiet ohnehin keinen weiteren Nutzen. Führt Kritik weiter aus. Schutzgebiet anscheinend ein reines Marketing-Tool.

Gabon: meint, dass es keine wissenschaftliche Empfehlung gibt. Keine Unterstützung.

Chile: unterstützt den Antrag.

Palau: meint, dass es keine wissenschaftliche Empfehlung gibt. Keine Unterstützung.

Indien: Unterstützung.

Monaco: Unterstützung und verweist auf ökonomischen Nutzen für die Region.

Dänemark: verweist auf die Zusammenfassung des Vorsitzenden des Erhaltungsausschusses. Lehnt diesen Antrag ab.

Antigua & Barbuda: keine Notwendigkeit für ein Schutzgebiet. Verweist auf die Sicherheit des Fangquotenmodells (Anm. dass die Walfangstaaten gerade in Frage stellen und abändern wollen!). Es gibt keinen objektiven Ansatz. Habe jetzt viel über Walbeobachtung gehört, möchte aber genaue zahlen sehen und glaube nicht, dass die lokale Bevölkerung profitieren würde.

Spanien: Unterstützung

Niederlande: Unterstützung

Schweiz: Unterstützung. Möchte wissen, wie die Reaktion der Anrainerstaaten war, nachdem diese kontaktiert wurden.

Ungarn: Unterstützung

Elfenbeinküste: keine Unterstützung, weil Moratorium genügend Schutz bietet (Anm. Elfenbeinküste unterstützt eine Deklaration Japans, die das Moratorium nicht mehr anerkennt!)

Benin: keine Unterstützung.

Kiribati: verweist auf Stellungnahme Palaus. Keine Unterstützung. Wale haben negative Auswirkung auf die Fischerei.

Antwort auf die Frage der Schweiz: es gab keine Einwände gegen das Schutzgebiet während aller Konsultationen.

Kommt es zur Abstimmung?

Brasilien bedankt sich für die breite Unterstützung, erhofft jedoch weitere Konsultationen, um noch weitere Anrainerstaaten für diese Idee begeistern zu können.

Es kommt zu keiner Abstimmung und somit nicht zur Einrichtung eines neuen Walschutzgebietes im Südatlantik.

**
Japan beantragt die Abschaffung des Walschutzgebietes in der Antarktis.

Zahlreiche Staaten melden sich zur Wort. Im Grunde reflektiert die Diskussion die vorangegangene Debatte, dadurch werde ich auf eine ausführliche Dokumentation verzichten.

Brasilien bringt seinen Ärger zum Ausdruck, das ein reicher Industriestaat, der fortwährend Artikel VIII der Konvention für seine eigenen Vorteile ausnutzt und Waljagd im Walschutzgebiet fortsetzt, diesen Antrag Jahr für Jahr stellt.

Zahlreiche Staaten kritisieren Japans Antrag und verweisen auf die inakzeptable Provokation Japans durch deren Ausweitung der Waljagd auf stark gefährdete Arten, wie den Finnwal und bedrohte Arten, wie den Buckelwal.

Abstimmungsergebnis:
Pro Japans Antrag: 28
Gegen Japans Antrag: 33
Enthaltung: 4
Elfenbeinküste war bei der Abstimmung nicht anwesend.

Absage an Japans Antrag!

Kommentar der WDCS
Seit heute, dem dritten Tag der 58.Jahrestagung der IWC, ist auch Senegal vor Ort und stärkt somit die Pro-Walfanginteressen, wodurch die Abstimmungssituation kippt. Erreichen die Pro-Walfangstaaten zwar keine ¾ Mehrheit, so haben sie an sich bereits die einfache Stimmenmehrheit auf ihrer Seite und können somit z.B. Resolutionen durchbringen. Jede Abstimmung wird somit zu einer noch knapperen Angelegenheit als in der Vergangenheit. Vor allem dem EU-Mitgliedsstaat Dänemark kommt eine entscheidende Rolle zu, da Dänemark in einigen zentralen Fragen bereits Position für Walfangaktivitäten bezogen hat.

„Die Absage an die Auflösung des Walschutzgebietes in der Antarktis ist zwar ein weiteres positives Zeichen, jedoch hat sich durch die Anwesenheit Senegals die Abstimmsituation eindeutig zugunsten der Pro-Walfangstaaten verändert. Wir blicken gespannt auf die wichtigste Diskussion innerhalb der IWC-Tagung dieses Jahr, nämlich die Frage über die Zukunft der IWC und Japans Deklaration, genannt „St. Kitts Deklaration“, die eine komplette Neuorientierung der IWC zum Ziel hat. Alle Staaten sind aufgefordert, dieser Deklaration, die bereits von 30 Staaten unterstützt wird, eine Absage zu erteilen“ meint Nicolas Entrup, Sprecher der WDCS vor Ort.

Kurzkommentar zu Tag 2

Diskussion über Zukunft der IWC wird weiter geführt.

Absage an kommerzielle Walfangquote für Japan.

Auch am zweiten Tag der 58.Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) verfehlt Japan sein Ziel, nämlich eine kommerzielle Fangquote für 150 Nördliche Zwergwale und 150 Bryde-Wale. Japans erster Antrag – 150 Zwergwale – wurde mit 30 Stimmen Zustimmung, 31 Stimmen gegen und vier Enthaltungen abgelehnt. Den zweiten Antrag (150 Bryde-Wale) zog Japan zurück. Japan versuchte den Antrag auf emotionaler Ebene durchzusetzen und verwies auf die Armut in den betreffenden Küstengemeinden (einen Eindruck den die WDCS basierend auf zahlreichen Recherchen vor ort und in Kooperation mit japanischen KollegInnen nicht teilen können).

Der Antrag hätte indirekt eine beschränkte Aufhebung des Walfangmoratoriums bedeutet. Japan benötigte eine ¾ Mehrheit, erhielt jedoch nicht einmal 50% der Stimmen. Ungeachtet dessen sind wir besorgt über das Abstimmverhältnis im Allgemeinen. Dänemark und Oman unterstützten den Antrag. Über die Positionierung Dänemark kann man hier nur den Kopf schütteln und hoffen, dass insbesondere die dänische Öffentlichkeit die Verantwortliche zu einem öffentlichen Diskurs über die Positionierung ihrer Regierung drängen. Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der dänischen Bevölkerung kein Verständnis für die Unterstützung kommerzieller Walfanginteressen hat.

Ein Protokoll ist bereits im Weblog.

Absage an Japans Antrag für kommerzielle Walfangquoten

Letzter Tagesordnungspunkt des zweiten Konferenztages: Antrag Japans für eine kommerzielle Walfangquote von 150 Nördlichen Zwergwalen im Westpazifik.

Ein Sprecher der Stadt Taiji präsentiert den Vorschlag: verweist darauf, dass der Vorschlag bereits einige Male bei der IWC eingebracht wurde. Verweist auf die lange Walfangtradition der Küstengemeinde und berichtet von zahlreichen Begebenheiten.
Walfang ist Notwendigkeit für die Gemeinde für die nachhaltige Nutzung mariner Ressourcen. Die Taiji Deklaration hat zum Ziel, eine neue Walfangära für japanische Küstengemeinden einzuleiten. Der Vortragende endet seine Präsentation mit den Worten seiner Großmutter „keep smiling“.
Der japanische Delegationsleiter führt weiter aus, dass Taiji als Gemeinde langsam und leidend zu Grunde geht. „Taiji ist ein Opfer der Diskussion innerhalb der IWC“. Aber die Menschen in Taiji müssen weiterleben. Taiji sei ein Beispiel von mehreren Gemeinden in der gleichen Situation. Er sieht keinen Unterschied zwischen indigenem Walfang und dem Antrag, der auch die kommerzielle Nutzung von Walfleisch beinhaltet. An kommerziellem Interesse ist nichts falsch. Alle menschlichen Aktivitäten sind kommerzieller Natur.

Kommentare.

UK: Japan erlaubt bereits, dass beigefangene Wale genutzt werden (+ 100 pro Jahr). Boote, der Küstenwalfänger, sind auch im wissenschaftlichen Zwergwalfang involviert und engagiert. Verweist darauf, dass der Walfleischberg in Japan ansteigt und somit genügend Fleisch vorhanden sein müsste, um den vorgebrachten Bedarf an Walfleisch zu decken.

Nicaragua: unterstützt die Bedürfnisbefriedigung von Küstengemeinden.

Island: unterstützt Japans Vorschlag, da dieser auf einem nachhaltigen Nutzungsprinzip basiert.

St. Lucia: die verfügbare wissenschaftliche Information bestätigt klar, dass der Fang den Zwergwalbestand nicht gefährdet. Wir weisen darauf hin, dass nicht alle Menschen „Burger und Pommes Frites“ essen möchten.

St. Vincent & Grenadines: unterstützt den Überlebenskampf der armen Bevölkerung in Taiji, Japan. Walfleisch ist für diese Gemeinde eine unverzichtbare Nahrungsquelle.

Dänemark: es gab intern noch keine einheitliche Meinung innerhalb der dänischen Delegation. Es wäre einfacher, wenn der Antrag vom Wissenschaftsausschuss begutachtet werden könnte. Dänemark kann den Antrag heuer nur dann unterstützen, wenn dieser nur für drei und nicht für fünf Jahre gilt.

Indien:
Ist nicht gegen indigenen Walfang, aber gegen kommerziellen Walfang und somit können sie nicht zustimmen.

Österreich:
Unterstützt die Ansicht Englands.

USA:
Können nicht unterstützen, weil der Antrag nicht vom Wissenschaftsausschuss geprüft wurde.

St. Kitts: unterstützt

Monaco:
Die riesigen Walfleischberge sind vorhanden und könnten genutzt werden. Es kann also nicht am mangelnden Walfleisch liegen, dass die Gemeinde kein Walfleisch hat, wenn sie es brauchen würden.
Wenn also Japan bereit ist, die wissenschaftliche Walfangquote entsprechend zu senken, könnte man dem Antrag zustimmen.

Neuseeland: ausführliche Kritik an dem Antrag.

Australien: es handelt sich, um eine klare kommerzielle Walfangquote. Auch fehlen sämtliche Kontrollmaßnahmen, die angeblich angeführt sein sollten.

Argentinien:
Kritisiert den Antrag und verweist auf die Tatsache, dass zahlreiche Küstenwalfangboote bereits im wissenschaftlichen Walfangprogramm involviert sind.

Luxemburg:
Unterstützt UK.

Russland: die historischen Aufzeichnungen belegen, dass in Japan Walfang begonnen hat (vor Tausenden Jahren). Das Brot wächst auch nicht im Supermakt. Russland unterstützt Antrag.

Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses: bestätigt, dass der Wissenschaftsausschuss jetzt gerade eine neue Erhebung des Zwergwalbestandes im betreffenden Gebiet durchführt. Es hat auch keine Fangquotenberechnung gegeben.

Japan: möchte einige ungerechtfertigte Kritik richtig stellen. Widerspricht der Interpretation des Vorsitzenden des Wissenschaftsausschusses, da er sich – laut Japan - auf den falschen Bestand bezog. Verweist auf die Kontrollmaßnahmen im Antrag (Anm. hmmm, reden wir vom gleichen Dokument?). Es gibt keinen Grund, den Gemeinden Walfang zu untersagen. In Bezug auf Dänemark: ja, wir würden den Antrag auf drei Jahre Gültigkeit reduzieren.

Vorsitzender:
Es gibt keine Einigkeit über den Antrag.
Möchte Japan eine Abstimmung?

Japan: JA.

Abstimmungsergebnis:
Pro Antrag Japans: 30
Gegen Japans Antrag: 31
Enthaltungen: 4

Antrag hätte eine ¾ Mehrheit benötigt, wurde als ABGELEHNT.

Der Folgeantrag für eine Fangquote von 150 Bryde-Walen zieht Japan zurück.

[Ende]

Tagesordnungspunkt 19: „Normalisierung der IWC“

Dieser Tagesordnungspunkt wurde von Japan beantragt und vorgezogen, weil er im Zusammenhang mit der Diskussion über das RMS zu sehen ist.

Japan: präsentiert seinen Antrag.


Neuseeland: viele Umweltübereinkommen wurden in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt und zeigen, dass die Menschheit verstärkt sich um die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Artenerhaltung bemüht. Wir haben gegenüber den künftigen Generationen eine Verantwortung, Wale zu erhalten. Walbeobachtung bietet nicht nur ein faszinierendes Erlebnis, sondern auch


Australien: dankt Japan für die Klärung deren Antrages und was sie unter „Normalisierung“ verstehen. Australien wird an jeder Diskussion über die Modernisierung der IWC teilnehmen und konstruktiv beitragen. Die IWC hat sich auch selbst entwickelt und über die Jahre hinweg Schutzgebiete eingerichtet und viele wichtige Arbeit geleistet. Seit Gründung der IWC bis zum Inkrafttreten des Moratoriums war es jedoch eine der größten Katastrophen in Bezug auf die Ausbeutung von Wildtieren. Wenn Japan nun unter Normalisierung versteht, die Kommission in die Situation der 1940er Jahre zu transferieren, dann können wir dies nicht als „Modernisierung“ sehen, sondern befürchten einen Rückschritt. Wenn Japan die Tötung gefährdeter Arten als „Normalisierung der IWC“ interpretiert, dann darf es sich nicht wundern, dass Staaten diesem Konzept nicht folgen. Wenn die IWC nahe dem Kollaps wäre, warum treten dann viele Staaten der IWC bei. Die Interpretation „die IWC ist kurz vor dem Kollaps“ ist ein Untergriff gegenüber Kambodscha, den Marshall Inseln, Guatemala und Israel.

Brasilien: kann sich Neuseeland und Australien anschließen. Japan provoziert mit seinem Antrag und nutzt Terminologie, die gerade diese Provokation fördert. Es gibt unterschiedliche Ansichten, jedoch keinen Kollaps der Konvention.
Brasilien geht Japans Dokument nahezu Punkt für Punkt durch und äußert heftige Kritik. Verweist auf die Rio-Deklaration von 1992 und die Bedeutung des Vorsorgeprinzips.

Island: dankt Japan für seine Initiative. Island hofft, dass der Antrag einen produktiven Diskussionsbeitrag leistet, um die IWC wieder funktionsfähig zu machen. Island wird gerne an der von Japan vorgeschlagenen Diskussion teilnehmen.

Belgien: die IWC muss sich der Realität stellen, dass sich die Gesellschaft entwickelt und so auch die Zeiten. Man muss auch den ökonomischen Beitrag der Walbeobachtung in Betracht ziehen. Kritisiert, dass Pro-Walfangstaaten auch das Fangquotenberechnungsmodell versuchen zu untergraben und fordert, dass man zu der anerkannten Version des RMP mit einem Tuning Level von 0.72 steht.

Benin: schließ sich dem Antrag Japans an.

Niederlande: verweist auf deren Dokument No. 14, in dem die Niederlande die Abhaltung einer Ministerkonferenz der IWC Mitgliedsstaaten vorschlägt. So eine Konferenz soll folgende Punkte behandeln und Entscheidungen (Auswege) treffen: wissenschaftlicher Walfang, Walfang, Compliance. Fordert Japan auf, in deren Deklaration auch zu offiziell davon Abstand zu nehmen, gefährdete Walbestände zu bejagen.

USA: wird an jeder Form, um Fortschritt zu erreichen, teilnehmen.

St. Kitts & Nevis: Diskussionen nun bereits seit 15 Jahren. Kein Fortschritt mehr.Attackiert das Bestehen des Walfangverbotes. Modernisierung muss innerhalb der Konvention berücksichtigt werden. Das Mandat der ICRW ist Walfang und nicht das Gegenteil.

Monaco: natürlich haben wir eine schwierige Situation. Wir brauchen aber keine „Normalisierung“, sondern „Modernisierung“ und „Reform“. Wir brauchen einen Konferenz bei der wir die Konvention reformieren und dem Zeitgeist entsprechen neu formen.

Schweden: verwundert darüber, dass manche Staaten verneinen, dass die IWC in einer Krise steckt. Schweden wünscht sich eine „Harmonisierung“ zwischen den Schutzbestrebungen und nachhaltiger Nutzung. Wissenschaftlicher Walfang, Internationales Beobachter- und Kontrollsystem und Compliance sind jene Aspekte, die wir zu klären müssen.

Argentinien: schließt sich Brasilien, Australien und Neuseeland an. Modernisierung ist gefragt.

St. Vincent & the Grenadines: Walfang trägt zur Nahrungsversorgung bei. Wir hoffen auf die Normalisierung der Konvention.

Marshall Inseln: viele Staaten, die sich dem Walschutz verschrieben haben, sind jene, die das Dilemma verursacht haben, in dem sich Wale befinden. Er gibt Neuseeland recht, dass wir nicht in dieses Zeitalter zurückkehren dürfen. Walfang, in nachhaltiger Weise, wird helfen, Wale für künftige Generationen zu erhalten (Anm. aha?).

Mongolei: Reform der IWC notwendig, um sie effizient zu machen. Bittet Staaten aufzuhören, gegenseitig Anschuldigungen zu zuweisen.

Elfenbeinküste: verweist auf den Konkurrenzkampf zwischen Walen und Menschen hin. Wir wollen leben, wir wollen essen, wir wollen in Konkurrenz zu anderen Prädatoren treten. Es ist wichtig, dass wir uns dieser Herausforderung stellen und somit schließen wir uns dem Vorschlag Japans an.

Dominica: verweist auf ein WWF Dokument aus dem Jahr 1991 in dem die nachhaltige Nutzung der Ressourcen definiert wird und gemäß der Interpretation Dominicas die nachhaltige Bejagung von Walen zulässt. Wir müssen sicherstellen, dass es zu keiner neuen Walfangolympiade kommt, bei der Länder wie Australien, Neuseeland und UK früher die Goldmedaillen gemacht haben.

Italien: „The Song about History remains the same“. Wir müssen diese Konvention modernisieren und wir werden beitragen und mitarbeiten, diesen Weg zu gehen. Begrüßt den Vorschlag der Niederlande.

Antigua & Barbuda: alle Staaten werden doch zustimmen, dass die Konvention heute genauso gut ist, wie damals 1946 (Anm. na ja, nicht wirklich…). Semantische Spiele sind unnötig (Anm. führt sie nachher aber selbst aus…). Polarisierung stört. Ich finde es unfassbar, wie sehr dieses Gremium wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert und immer wieder vorbringt. Kritisiert Belgien wegen imperialistischer kolonialistischer Wortwahl.

Der Kommentar Antigua & Barbudas wird von einigen Personen mit Applaus bedacht vor allem jenen, die intensive Lobbyarbeit für Walfanginteressen leisten (Anm. was soll man da noch sagen).

Luxemburg: unterstützt die Aussagen von Australien, Neuseeland und Brasilien.

Frankreich: unterstützt das Dokument der Niederlande. Es muss jedoch ergänzt werden und die Frage der Vorbehalte muss geklärt werden.

Island: unterstützt nicht die Idee einer ministeriellen Konferenz.

Norwegen: Vorschlag einer ministeriellen Konferenz gibt es seit einem Jahr und jeder erkennt hier, dass dies in einer Katastrophe endet, wenn nicht ein Staat eine solche Konferenz vorbereitet und daher ist der Vorschlag voreilig.

St. Lucia: Vorschlag der Niederlande ist eine Verzögerungstaktik.

Mexiko: unterstützt den Vorschlag der Niederlande.

Spanien: unterstützt die Kommentare Italiens.

St. Kitts: können den Vorschlag der Niederlande nicht unterstützen. Es bräuchte einen Text, der mit den Staaten abgestimmt ist.

Dänemark: schließt sich der Ansicht St. Kitts an. Aber wenn Konferenz stattfindet „sind wir dort“ (Anm. hmm, einige Delegierte und NGOs sind verwirrt).

Deutschland: hat ebenfalls Bedenken gegenüber dem Vorschlag der Niederlande.

Japan: dankt für das Interesse am japanischen Vorschlag. Die Konvention ist alt aber gut. Der Beitritt neuer Staaten bestätigt dies (Anm. das ist genau das Gegenteil zu dem, was Japan in seinem Antrag geäußert hat). Die Staaten, die kein Interesse am Walfang haben, sind nicht willkommen bei einem Treffen, das die Normalisierung der IWC zum Ziel hat.


Vorsitzender beendet die Diskussion.

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Walschutz - 20. Jun, 18:08
Die letzte Runde
Heute, 20. Juni 2006, ist der letzte Tag der 58. Jahrestagung...
Walschutz - 20. Jun, 13:22

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Zuletzt aktualisiert: 28. Jun, 13:39

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